Manchmal ist es eben „noch“ fünf vor zwölf!

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Zeit genug, um ein Leben zu retten! 

Lassen Sie uns darüber reden, was jeder und jede von uns tun kann, um dem Plötzlichen Herztod ein Schnippchen zu schlagen, wenn soeben direkt vor Ihrer Nase jemand verstirbt bis zu dem Zeitpunkt, an dem ein Defibrillator da ist und das Herz wieder „starten“ kann.

Foto © FdF

Also: Zuerst ist da mal die Schrecksekunde, nach der sich manche Augenzeugen nicht wieder aus ihrer Erstarrung lösen können. Andere, zu denen sicher Sie gehören, bekommen einen Adrenalinschub und fragen, was jetzt ansteht. Machen Sie sich bitte klar: Wenn jetzt niemand hilft, wird dieser Mensch tot bleiben! Es kommt also auf SIE an! Aber dann gibt es für den Betroffenen eine Chance ins Leben zurückzukehren!

Selbst wenn das Rettungsteam schon nach wenigen Minuten vor Ort ist, können die Sanitäter und Ärzte oft nichts mehr machen. Denn bis zu deren Eintreffen muss das Gehirn weiter mit Sauerstoff versorgt werden. Das können Sie mit einer Herzdruckmassage erreichen, die das Blut am Zirkulieren hält – nur so kommt der im Blut enthaltene Restsauerstoff weiter im Hirn an. Eine Faustformel besagt, dass nach nur drei Minuten ohne Sauerstoff das Gehirn beginnt, zunehmend Schaden zu nehmen. Die Chance einen Menschen wiederzubeleben sinkt mit jeder Minute, die er tot ist, um 10 Prozent. Nach 10 Minuten ist damit keine Rettung mehr möglich. Allerdings hängt diese Prognose stark von den äußeren Umständen und den eingeleiteten Wiederbelebungsmaßnahmen ab. Viele können auch später noch gerettet werden. Klar ist aber: Bekommt das Hirn keinen Sauerstoff, ist alle Mühe vergebens.

Mal provozierend gefragt: Stellen Sie sich vor Sie liegen herztot auf der Straße. Sie wissen, dass Ihre Überlebenschance pro Minute um die besagten 10 Prozent sinkt. Sie wissen, dass Herz-Lungen-Wiederbelebung Ihre Chancen drastisch verbessern könnte und dann stehen die Gaffer um Sie herum und warten, bis und ob der Defi kommt. während Ihr Hirn mit jeder Minute irreparablen Schaden nimmt. Wären Sie nicht dankbar für denjenigen, der hilft, weil er weiß, dass ihr Überleben zwar am Defi hängt, aber in dieser Phase an nur zwei Händen?

Wenn Sie diese Frage mit Ja beantworten, dann müssen Sie im Notfall der Mensch sein, der die Initiative ergreift. Dann helfen Sie bitte dem Menschen am Boden – Sie können nur dann etwas falsch machen, wenn Sie nichts tun. Wie die Herzdruckmassage funktioniert, erkläre ich hier:

Für das Vorgehen gibt es eine einfache Grundregel: Prüfen – Rufen – Drücken!

Prüfen. Zuerst möchten Sie sicher wissen, ob der Patient tatsächlich herztot ist. Sprechen sie die Person an, berühren Sie einen Arm, schütteln ihn leicht. Prüfen Sie, ob Atmung und Herzschlag vorhanden sind. Falls nicht, kneifen Sie sie zunächst leicht in den Arm und dann von unten in die Nasenscheidewand. Aber verwenden Sie darauf nicht allzu viel Zeit! Denken Sie daran: Die Chancen sinken um 10 Prozent pro Minute.
Es erfolgt keine Reaktion?

Rufen Sie Hilfe! Von allen Handys kann man auch im gesperrten Zustand einen Notruf absetzen. Bitten Sie gegebenenfalls Umstehende darum. Wenn Sie allein sind, wählen Sie selbst die europaweit gültige Notrufnummer 112 und legen das Gerät mit eingeschaltetem Lautsprecher neben sich. So können Sie den Anweisungen der Leitstelle folgen und gleichzeitig mit dem nächsten Schritt beginnen:

Drücken. Dazu muss der Patient auf dem Rücken auf einer harten Unterlage liegen. Die Faustformel lautet: 100 bis 120mal pro Minute den Brustkorb in der Mitte zwischen den Brustwarzen etwa fünf Zentimeter tief eindrücken (z. B. im Takt des Disco-Songs „Stayin’ Alive“ der Bee Gees) – und zwar so lange, bis professionelle Hilfe eintritt! Das ist anstrengend. Lassen Sie sich ablösen, wenn möglich.

Es hat durchaus Sinn so etwas einmal vorher zu üben, damit man im Ernstfall nicht ins Grübeln kommt. Dazu kann man viele Veranstaltungen, aber auch die normalen Erste-Hilfe-Kurse nutzen, die von den Hilfsorganisationen angeboten werden. Auch im Internet findet man viele hilfreiche Videos zum Thema wie zum Beispiel [hier].

Übrigens: Als Laie kann man auch auf die Beatmung zugunsten einer durchgehenden Herzdruckmassage verzichten. Das geht natürlich nicht beliebig lang, aber meist reicht die Zeit ohne Beatmung aus, bis die Profis am Platz sind. So sagen es die Richtlinien des Europäischen Rats für Wiederbelebung.

Manchmal treffe ich Menschen, die denken, man müsste einfach nur warten, bis der Defi kommt. Aber auch der kann keine Ausfälle am Gehirn wiederherstellen, wenn es bereits Schaden genommen hat. Wichtig ist also, dass man mit Hilfe der Herzdruckmassage das Gehirn am Laufen hält, bis der Defi kommt und das Herz wieder „startet“. Und damit den Patienten tatsächlich wieder lebendig macht.

Ich wiederhole es gern bei jeder Gelegenheit: Meinem Vater konnte so geholfen werden. Er hat seinen Herztod um knapp zehn Jahre bei bester Gesundheit überlebt! Die Menschen, die ihn damals wiederbelebten, haben ihm diese Zeit geschenkt, und ich bin ihnen bis heute dankbar dafür. Ich selbst habe vor einigen Jahren andere Menschen getroffen, die ebenfalls Glück hatten: Einer von ihnen konnte nach einer Dreiviertelstunde intensiver Wiederbelebungsmaßnahmen noch wiedergeholt werden, und in Schweden hat eine Frau das Ereignis sogar eine Stunde nach ihrem Plötzlichen Herztod überlebt.

Nachdem Sie es nun bis hier in diesem Beitrag geschafft haben: Bleiben Sie nicht gleichgültig. Üben Sie die Herzdruckmassage und retten Sie im Notfall ein Leben mit nur ihren beiden Händen!

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