Jetzt wird es ernst: Praxistests ab Juni in Schweden

Veröffentlicht in: Defikopter, Nachrichten | 0
Die Teilnehmer am bereits dritten Meeting zur Weiterentwicklung des Defikopters stellten sich aus Anlass der Flugdemonstrationen im Januar in Köln dem DLR-Fotografen. Jonathan Schulte, Sebastian Niggemeier, Stephan Horn, Friedrich Nölle, David Fredman, Leonie Hoffmann, Thomas Weber, Joseph Metz, Holger König. Matthias Niggemeier, Rolf Schuler und Sophie Osterberg.(vl) – Fotos: DLR

Das Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin ist derzeit mit mehreren europäischen Partnern an der Planung eines Rettungssystems mithilfe eines Multikopters beteiligt: Der Multikopter soll einen Defibrillator in kürzester Zeit an den Ort des kardiologischen Notfalls transportieren und dem Ersthelfer vor Ort zur Verfügung stehen, bis die Rettungskräfte eintreffen. Der Defibrillator wird bei lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen eingesetzt.

Mit dem Notruf in der Leitstelle wird dort gleichzeitig der Multikopter aktiviert, der alle nötigen Zieldaten lädt und sich auf den Weg macht, um den Defibrillator am Einsatzort abzuwerfen. Der Multikopter ist außerdem mit einer Kamera ausgestattet, die dem Operator in der Leitstelle einen exakten Blick auf den Zielort ermöglicht.

In Köln fand nun ein Testflug des Defikopters statt, um allen beteiligten Partnern den Einsatz zu demonstrieren. Neben dem Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin, dem Institut für Flugsystemtechnik und dem Institut für Flughafenwesen und Luftverkehr des DLR arbeiten die Firmen HEIGHT TECH GmbH & Co. KG (Hersteller des Kopters), SCHILLER AG (Hersteller des Defibrillators) und Delta Computer Management oHG (Software) sowie das Karolinska Institut (Center for Resuscitation) in Stockholm an dem Vorhaben, gemeinsam mit dem Initiator des Konzepts, dem Verein Definetz e.V. Ebenso bekundete der Rettungsdienst der Solothurner Spitäler AG in der Schweiz Interesse an einer Zusammenarbeit.

Als Modellregion für die erste Testphase wurde ein Gebiet mit 10 km Radius bei Stockholm festgelegt. Im Sommer wird ein Testbetrieb durch die Leitstelle der schwedischen Hauptstadt gestartet. Das Gebiet bietet sich an, da in Schweden bereits seit dem Jahr 2010 ein freiwilliges Ersthelfer-System mit bislang über 13.000 registrierten Nutzern etabliert ist. Wichtigstes Informationselement ist eine Smartphone-basierte Anwendung (App). Die Erfahrungen mit der App und dem System sollen um das Rettungssystem Defikopter ergänzt werden.

Die Integration solcher Systeme in den zukünftigen Luftverkehr, neue Anforderungen an die Leitstellen, die aktive Einbindung der Ersthelfer in die Rettungskette und die Fragen bzgl. des Nachweises der Effizienz und Effektivität derartiger Systeme sind Aufgaben und Ziele des DLR und seiner Partner. Die Projektfinanzierung soll u.a. durch entsprechende EU-Forschungsanträge erfolgen.