Definetz startet Kampagne für öffentlich zugängliche Defibrillatoren

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Bürgermeister Rainer Eßkuchen, Vorsitzende Helga Datenberg, Michael Wessing und Schriftführer Friedrich Nölle stellen das Projekt vor.

Bönen. Der kleine graue Kasten kann bei plötzlichem Herzversagen Leben retten, doch wie viele es von diesen Geräten gibt und wo sie zu finden sind, wissen die wenigsten. Die Rede ist von Defibrillatoren, kurz Defis genannt, die auch von Laien problemlos bedient werden können, wie Friedrich Nölle gestern im Gründerzentrum Bio Security im Inlog-Parc eindrucksvoll vorführte.

Der Bönener gehört zu den Initiatoren und Gründern von „definetz.de“. Dieser neue gemeinnützige Verein will von Bönen aus dafür sorgen, dass Deutschland bei der Defi-Versorgung kein Entwicklungsland bleibt. Das erläuterte Friedrich Nölle gestern im Rahmen einer Pressekonferenz zusammen mit der Vereinsvorsitzenden Helga Darenberg, dem ehemaligen Speerwurf-Europameister Michael Wessing als Beiratsvorsitzendem und Bürgermeister Rainer Eßkuchen.

Die Gemeinde selbst soll bei diesem Projekt in Zusammenarbeit mit der Universität Dortmund als Musterkommune dienen. Im Rahmen einer Diplomarbeit sollen Raumplaner am Beispiel von Bönen erstmalig Konzepte und Kriterien für eine bedarfsgerechte Standortplanung für öffentliche Defibrillatoren entwickeln.

Zunächst hat es sich definetz.de aber zu Aufgabe gemacht, alle bundesweit vorhandenen Geräte in einer Datenbank zu erfassen. Und dabei hat der erst Anfang April gegründete Verein schnell Fortschritte gemacht. „Mehr als 1800 Standorte haben wir schon in die Liste aufgenommen, von 1000 weiteren wissen wir bereits“, berichtete Nölle, dass die Unterversorgung vermutlich nicht ganz so schlimm ist wie zunächst befürchtet. Nach bisherigen Schätzungen kommt ein Gerät in den USA auf 140 und in Frankreich auf 14 000 Einwohner, während es in Deutschland 40 000 sind.

Der plötzliche Herztod trifft hierzulande aber jährlich rund 130 000 Menschen. „Einer von 1000 Einwohnern könnte statistisch betrachtet mit dem Einsatz eines Defis gerettet werden“, sagte Nölle.

Das größte Problem sei es, dass im Notfall niemand wisse, wo und wie er an die Defis herankomme, betonte Helga Darenberg. „Obwohl ich selbst als OP-Schwester im Intensivbereich gearbeitet wurde, habe ich das erst realisiert, als mich Friedrich Nölle auf dieses Thema ansprach. Ich war erschüttert über mein Nichtwissen, obwohl Defis lebensrettend sind“, räumte die ehemalige Oberin aus Bethel ein. „Wir können mit dem Verein hoffentlich in absehbarer Zeit dafür sorgen, dass jeder weiß, wo die Defis zu finden sind“, formulierte die gebürtige Altenböggerin eines der Ziele von definetz.de. An der Spitze des Vereins steht sie zusammen mit KAB-Regionalsekretär Burkhard Schlottmann aus Bönen.

Zu den Ahnungslosen in Sachen öffentliche Defibrillatoren zählte sich früher auch Michael Wessing. Der ehemalige Europameister und Rekordhalter im Speerwurf, der in Clarholz als Unternehmenberater tätig ist, hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, das Thema unter anderem mit Hilfe des deutschen Städtetages und der Sportverbände ins Bewusstsein der Bürger zu rücken. „Auch die Frage, ob es in allen ICE-Zügen und Flugzeugen Defis gibt, wollen wir beantworten. Am Ende müssen wir möglichst dazu kommen, dass jeder auf seinem i-phone abfragen kann, wo und wie der nächste Defi zu erreichen ist“, sagte Wessing. Um definetz.de bekannt zu machen, will er eine Werbekampagne mit prominenten Persönlichkeiten und Medizinern auf die Beine stellen. Der ehemalige Zehnkampf-Weltrekordler Kurt Bendlin und Comedian Obel haben sich bereits dafür zur Verfügung gestellt.

Bürgermeister Rainer Eßkuchen versprach seine volle Unterstützung. „Die Initiative passt gut zum Gesundheitsstandort Kreis Unna/Hamm. Wir werden alle Daten zur Verfügung stellen, damit die beispielhafte Standortplanung für Bönen möglich ist“, erklärte der Verwaltungschef. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an einige ehemalige Bönener Sportler, die plötzlich auf dem Tennis- oder Fußballplatz tot zusammengebrochen seien. „Die könnten vielleicht noch leben, wenn ein Defi einsetzbar gewesen wäre“, so Eßkuchen.