Wieviele Menschen sterben denn nun wirklich am Plötzlichen Herztod?

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Die Zahlen gehen wild durcheinander. Die eine Website behauptet, dass jährlich allein in der Bundesrepublik 200.000 Menschen dem Plötzlichen Herztod (PHT) zum Opfer fallen, ein paar Seiten später steht auf derselben Website eine Zahl von 150.000. Das seriöse Deutsche Reanimationsregister, das allerdings längst nicht alle Fälle des PHT erfasst, beziffert die Opferzahlen in 2023 auf 55.000, aber man findet auch Zahlen bei der Weltgesundheitsorganisation von 184.000. Angaben darüber wann diese Zahlen erhoben werden, sind nicht in allen Fällen mit bekannt. Welche Zahlen sind denn nun seriös? Die Antwort ist nicht einfach und doch!

Beginnen wir bei der Angabe des Reanimationsregisters. Dessen Angaben (meist noch aus 2021) werden von den unterschiedlichsten Organisationen wie der Deutschen Herzstiftung, der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) oder dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung übernommen.

Das von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) geführte Register sammelt Daten zu Herz-Kreislauf-Stillständen, bei denen Reanimationsmaßnahmen durchgeführt wurden. Dies umfasst sowohl Ereignisse außerhalb als auch innerhalb von Krankenhäusern. Der Fokus liegt also auf Fällen, in denen versucht wurde, das Herz wieder zum Schlagen zu bringen.

Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass das Reanimationsregister nicht alle Fälle von Plötzlichem Herztod erfasst. Insbesondere werden Fälle, in denen der Tod so schnell eintritt, dass keine Reanimation versucht wird, oder Fälle, in denen keine Reanimation durchgeführt wird, in der Regel nicht erfasst. Das bedeutet, dass ein Teil der Todesfälle, die auf plötzlichen Herzstillstand zurückzuführen sind, nicht in den Daten des Registers enthalten ist.

Dennoch ist das Reanimationsregister ein wertvolles Instrument. Es ermöglicht die Analyse von Faktoren, die den Erfolg von Reanimationsmaßnahmen beeinflussen, und trägt so zur Verbesserung der Versorgung bei. Durch die Auswertung der Daten können Maßnahmen entwickelt werden, um die Überlebenschancen nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand zu erhöhen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Deutsche Reanimationsregister wichtige Einblicke in die Versorgung von Menschen mit Herz-Kreislauf-Stillstand bietet, aber nicht alle Fälle von plötzlichem Herztod erfasst. Es ist ein wertvolles Instrument zur Qualitätsverbesserung in der Reanimationsmedizin, aber es liefert kein vollständiges Bild des Phänomens Plötzlicher Herztod.

Ein weiterer wesentlicher Grund für die Diskrepanzen liegt in der Definition des “Plötzlichen Herztods” selbst. Es gibt keine einheitliche Festlegung, wann ein Tod als “plötzlich” und “herzbedingt” gilt. Manche Definitionen umfassen Todesfälle innerhalb einer Stunde nach Symptombeginn, andere innerhalb von 24 Stunden. Diese unterschiedlichen Zeiträume führen bereits zu erheblichen Abweichungen in den Statistiken.

Ein weiterer Faktor ist die Erfassungsmethode. Die Genauigkeit der Todesursachenstatistik hängt stark von der Qualität der medizinischen Versorgung und der Leichenschau ab. In Regionen mit weniger Autopsien bleibt die genaue Todesursache oft im Dunkeln. Zudem verwenden unterschiedliche Studien verschiedene Erfassungsmethoden, was die Vergleichbarkeit der Ergebnisse erschwert.

Auch die Zusammensetzung der untersuchten Bevölkerungsgruppen spielt eine Rolle. Das Risiko für plötzlichen Herztod variiert je nach Alter, Geschlecht und ethnischer Herkunft. Studien, die sich auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen konzentrieren, können daher zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.

Hinzu kommt, dass nicht alle Fälle von plötzlichem Herztod erfasst werden. Insbesondere in ländlichen Gebieten oder bei Todesfällen ohne ärztliche Anwesenheit kann es zu fehlenden Meldungen kommen.

All diese Faktoren führen dazu, dass die Zahlen zum plötzlichen Herztod weltweit und auch innerhalb Deutschlands schwanken. Es ist daher wichtig, bei der Interpretation von Statistiken zum plötzlichen Herztod Vorsicht walten zu lassen und die zugrunde liegenden Definitionen und Erfassungsmethoden zu berücksichtigen.

Warum ist die Beantwortung dennoch einfach: Es sind einfach zu viele Menschen, die den Plötzlichen Herztod erleiden, denn viele könnten gerettet werden.