Göttinger Forscher entwickeln schmerzfreien, implantierbaren Defibrillator
Ein Team aus Ärzten und Physikern um Prof. Dr. Stefan Luther und Prof. Dr. Gerd Hasenfuß arbeitet an einer neuen Generation von implantierbaren Defibrillatoren, die lebensrettende Elektroschocks verabreichen können, ohne dabei starke Schmerzen zu verursachen. Herkömmliche implantierbare Defibrillatoren, auch ICDs genannt (implantierbarer Kardioverter-Defibrillator), senden bis zu 30 Ampere durch den Brustkorb, was Patienten als „Blitzschlag” empfinden.
Die neue Technologie nutzt stattdessen mehrere schwache elektrische Impulse in einer bestimmten Abfolge, um das Herz wieder in den richtigen Takt zu bringen. Diese Impulse werden an Stellen im Herzen erzeugt, wo Narbengewebe vorhanden ist oder Blutgefäße verlaufen. Die Forscher haben herausgefunden, dass diese Stellen als „virtuelle Elektroden” fungieren können, die elektrische Unregelmäßigkeiten beseitigen. Durch die Reduzierung der Stromstärke um bis zu 90 Prozent und die Anwendung präziser Impulsfolgen soll die neue Technologie nicht nur schmerzfrei, sondern auch sicherer und zuverlässiger sein.
In präklinischen Studien konnten die Forscher zeigen, dass die neue Technologie mit den schwachen, präzisen Impulsen tatsächlich in der Lage ist, Herzrhythmusstörungen effektiv zu beheben, ohne dabei Schmerzen zu verursachen. Inzwischen wurden auch erste klinische Studien am Menschen durchgeführt. Diese Studien haben die Sicherheit und Wirksamkeit der neuen Technologie bestätigt.
Die Entwicklung des schmerzfreien, implantierbaren Defibrillators wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) unterstützt. Die Forscher arbeiten eng mit Studenten der Physik, Biologie und Medizin zusammen, um die optimale Handhabung der neuen Technologie zu ermitteln. Derzeit wird die zweite Entwicklungsphase des Niedrigenergie-Defibrillators vorbereitet. Dabei sollen keine neuen Implantate geschaffen, sondern vielmehr die bereits existierenden implantierbaren Defibrillatoren mit der neuen Funktion ausgestattet werden.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Entwicklung “schmerzfreier” implantierbarer Defibrillatoren noch nicht abgeschlossen ist. Es sind noch weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um die Technologie vollständig zu entwickeln und zur Marktreife zu bringen. Dennoch sind die bisherigen Ergebnisse sehr vielversprechend und lassen auf eine Zukunft hoffen, in der Patienten mit Herzrhythmusstörungen effektiv und schmerzfrei behandelt werden können.
Die neue Technologie ist noch nicht für den breiten Einsatz zugelassen. Es sind noch weitere klinische Studien erforderlich, um die endgültige Zulassung zu erhalten.