Vergleich: Defibrillatoren im öffentlichen Raum

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Lettlands staatliche Pflicht vs. Deutschlands Empfehlungen und Initiativen

Während Lettland mit einer klaren staatlichen Vorgabe die flächendeckende Versorgung mit Defibrillatoren vorantreibt, setzt Deutschland primär auf Empfehlungen, freiwillige Initiativen und die Eigenverantwortung. Diese unterschiedlichen Ansätze prägen die Entwicklung der Defibrillator-Verfügbarkeit in beiden Ländern.

Lettland: Obligatorische Installation durch Kabinettsbeschluss.

Lettland hat mit einem Beschluss des Ministerkabinetts vom 16. Juli 2024 einen entscheidenden Schritt getan, um die Verfügbarkeit von Automatischen Externen Defibrillatoren (AEDs) im öffentlichen Raum zu revolutionieren. Die Kernpunkte der lettischen Initiative sind:

Verpflichtende Installation:
– Ab 2026 müssen Defibrillatoren an öffentlichen Orten mit einer maximalen Belegung von über 1500 Personen vorhanden sein.
– Bis 2028 wird diese Pflicht auf Standorte mit 701 bis 1500 Personen ausgeweitet.
– Bereits ab dem 1. September 2025 müssen Bildungseinrichtungen mit grundlegender, allgemeiner Sekundar- und beruflicher Sekundarbildung mit AEDs ausgestattet sein.

Finanzierung: Defibrillatoren für Bildungseinrichtungen werden aus dem Staatshaushalt finanziert. Unternehmen, staatliche und kommunale Einrichtungen müssen die Anschaffung eigenständig tragen.
Ziel: Verbesserung der Überlebenschancen bei plötzlichem Herzstillstand durch eine signifikante Erhöhung der öffentlich zugänglichen Defibrillatoren und die Sensibilisierung für die Laienbedienung.

Deutschland: Empfehlungen, Initiativen und Eigenverantwortung

In Deutschland gibt es keine allgemeine gesetzliche Pflicht zur Installation von Defibrillatoren in öffentlichen Gebäuden, Unternehmen oder Schulen. Stattdessen basiert die Verbreitung von AEDs auf einer Kombination aus:
– Empfehlungen:
– Die Bundesärztekammer empfiehlt Betreibern öffentlicher Einrichtungen, im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung Maßnahmen zur Risikominimierung zu treffen, was die Bereitstellung von AEDs einschließen kann.
– Berufsgenossenschaften sprechen Empfehlungen für bestimmte Branchen oder Betriebsgrößen aus, z.B. für Großbaustellen mit über 100 Beschäftigten.

Freiwillige Initiativen und Projekte:
– Eine Vielzahl von Stiftungen und Organisationen (wie die Björn-Steiger-Stiftung mit ihrer Initiative “Herzsicher”, die Stiftung KinderHerz mit “Defibrillatoren für Schulen und Kindergärten” oder Definetz e.V. mit dem “Defi-Kataster”) engagieren sich stark. Diese Initiativen arbeiten oft mit Kommunen, Landkreisen, Schulen und Sportvereinen zusammen, um AEDs zu platzieren und die Bevölkerung in Erster Hilfe und der Anwendung der Geräte zu schulen.

Finanzierung
erfolgt hier oft über Spenden, Sponsoring durch private oder gewerbliche Akteure aus der Region oder über regionale/kommunale Töpfe. * Individuelle Gefährdungsbeurteilung: Unternehmen entscheiden oft auf Basis einer eigenen Gefährdungsbeurteilung, ob und wo sie Defibrillatoren bereitstellen. * Steigende Verfügbarkeit: Trotz fehlender Pflicht nimmt die Anzahl der öffentlich zugänglichen Defibrillatoren in Deutschland stetig zu, oft durch das Engagement einzelner Kommunen, Unternehmen oder ehrenamtlicher Organisationen. Es gibt auch Online-Kataster und Apps, die Standorte von AEDs anzeigen.

Der wesentliche Unterschied der beiden Ansätze liegt in der Verbindlichkeit: Lettland geht den Weg der gesetzlichen Verpflichtung mit klaren Zeitplänen und Vorgaben für die Installation von Defibrillatoren in bestimmten öffentlichen Bereichen. Dies schafft eine verbindliche Grundlage für eine landesweite Abdeckung. Deutschland hingegen setzt auf einen empfehlenden und auf Initiativen basierenden Ansatz. Während dies zu einer zunehmenden Verbreitung von AEDs führt und das Bewusstsein schärft, ist die Dichte und Gleichmäßigkeit der Versorgung stärker von lokalen Engagements und Empfehlungen abhängig als von einer nationalen, rechtlich bindenden Vorschrift. Beide Ansätze zielen darauf ab, die Überlebenschancen bei plötzlichem Herzstillstand zu verbessern, wählen jedoch unterschiedliche Wege, um dieses Ziel zu erreichen.